Für den Neubau eines Einfamilienhauses in Bremen übernahmen wir hier die komplette Lichtplanung im Innenbereich inkl. Fassadenbeleuchtung. Das gesamte Gebäude ist 2-stöcking. Anhand der Planung für Erdgeschoss und Fassade zeigen wir hier den typischen Ablauf einer Lichtplanung:

1) Bereitstellung von Grundriss, Schnitt u.a.

Zur Vorbereitung der Lichtplanung benötigen wir – je nach Projekt – i.d.R. folgende Dokumente:

  • bemaßter Grundriss als PDF, DXF, DWG oder – wenn nicht anders verfügbar – auch als Bilddatei (JPG, PNG o.ä.)
  • Bei unterschiedlichen Deckenhöhen, Schrägdächern etc.: bemaßte Schnitte
  • Wenn verfügbar: Fotos oder 3D-Darstellungen (bei Neubauten)

In unserem Beispiel sind im EG keine unterschiedlichen Deckenhöhen o.ä. vorhanden, so dass zur Lichtplanung auch rein der Grundriss mit Angabe der Deckenhöhe genügt. Weitere Ansichten und Schnitte sind aber auch hier ggf. sinnvoll.

Bei Konstruktionen mit Deckenbalken, Stürzen u.ä. sind genauere Angaben dazu ebenfalls wichtig.

2) Persönlicher Beleuchtungsstil

Gerade durch moderne LED-Beleuchtungstechnik sind eine Vielzahl verschiedener Beleuchtungsstile möglich. Allein die Grundbeleuchtung kann z.B. klassisch über Spots oder Downlights, mit großformatigen Deckenleuchten, dezenten Lichtlinien, indirekten Vouten, Wandleuchten usw. realisiert werden.

Um hier den persönlichen Geschmack des Kunden / der Kundin zu ermitteln, arbeiten wir gern mit Beispielbildern. Die Google Bildersuche und noch mehr die Plattform PINTEREST können hier als ergiebige Quelle dienen:

https://www.pinterest.de/Luxaplan/wohnzimmer/

Mit Hilfe dieser Angaben können wir dann ein detailliertes Angebot für die Lichtplanung erstellen.

3) Lichtplanung & Visualisierung

Es beginnt nun die eigentliche Lichtplanung. Hierfür gibt es grundlegend 2 Optionen:

  1. einfache Lichtplanung im 2D-Grundriss mit Überschlagsberechnungen
  2. Softwaregestützte 3D-Lichtplanung und Visualisierung

Die 3D-Lichtplanung ist aufwendiger, aber wesentlich genauer und vor allem anschaulicher. Im vorliegenden Projekt mit dem EFH hat sich der Kunde für eine 3D-Lichtplanung entschieden.

Bei dieser wird das Objekt mit allen wesentlichen Elementen in 3D nachgebaut.

In diesem Modell können nun verschiedenste Beleuchtungsstrategien und Leuchtentypen getestet werden. Die zu erwartenden Helligkeiten und Lichtverteilungen werden dabei schnell berechnet und visualisiert. Auch unterschiedliche Lichtfarben lassen sich hier demonstrieren.

Lichtvisualisierungen:

Einmal in 3D angelegt, lassen sich verschiedene Lichtkonzepte testen und vergleichen.

Im Fall des EFH in Bremen viel die Entscheidung auf eine eher klassische Beleuchtung mit Aufbau-Spots in den Wandbereichen als Grundbeleuchtung und gezielt gesetzten Aufgabenlichtern, z.B. als mehrflammige Pendelleuchte über dem Esstisch oder der Kücheninsel. Die Spots in Wandnähe erzeugen dabei deutliche Lichtkegel (sogenannte Scallops), die sehr präzise gesetzt werden müssen. Eine 3D-Visualisierung ist hierbei eine sehr große Hilfe!

Die Küche ist etwas kühler beleuchtet als Wohnzimmer und Flur, um den Räumlichkeiten mehr Tiefe zu geben. Die Treppe im Eingangsbereich erhält gezielte Wandeinbauleuchten für die Akzentuierung der Stufen. An der Fassade sind extra warme Up-Down Wandleuchten montiert.

Die 3D-Lichtvisualisierung erlaubt es nun, auch Fehler und Optimierungsmöglichkeiten in der Beleuchtung zu erkennen. Als Beispiel das Wohnzimmer oben. Hier gibt es einige Punkte, die verbessert werden können:

  1. Der Esstisch ist zu konzentriert beleuchtet. Randbereiche bleiben dunkel.
  2. Der Spot zwischen Küchen- und Flurdurchgang ist nicht mittig zur Wand ausgerichtet, so dass sein Lichtkegel deplatziert wirkt.
  3. Die Indirekt-Leuchte über dem Sofabereich ist relativ nah an der Decke, so dass ein sehr konzentrierter, ggf. auch blendender Lichtkreis an der Decke entsteht.
  4. Der Spot in der hinteren Raumecke ist unpräzise platziert, so dass die Lichtkegel an beiden Wänden unsymmetrisch sind.
  5. Beide Spots in der Nähe des TV strahlen teils mit auf den Bildschirm und beeinträchtigen das Fernsehen.

Im Folgenenden wurden daher einige Korrekturen und Anpassungen vorgeschlagen. Nicht selten bringen schon kleine Anpassungen eine deutliche Verbesserung der Beleuchtung:

  1. Die Pendelleuchten über dem Esstisch sind etwas höher montiert und gestreckt.
  2. Der Spots sitzt nun mittig über der Wand. Gegen diese Platzierung spricht die Symmetrie der 4 um den Esstisch platzierten Spots. Hier muss man abwägen, was einem wichtiger ist. Im Projekt wurde die ursprüngliche Platzierung beibehalten.
  3. Die Indirekt-Leuchte ist tiefer gehängt und beleuchtet so eine deutlich größere Deckenfläche.
  4. Der Spot ist präzise ausgerichtet. Generell sind alle Spots nun etwas näher an der Wand, damit die Lichtkegel weiter oben beginnen.
  5. Die 2 Spots direkt über dem TV werden separat schaltbar ausgelegt.

Was davon später wirklich umgesetzt wird, muss man im Einzelfall abwägen. Manchmal stehen andere gestalterische Aspekte entgegen, manchmal ist die technische Realisierung doch zu aufwendig.

Die Visualisierungen werden übrigens häufig nur mit neutralen Möbel- und Wandfarben realisiert, um den Fokus wirklich auf die Beleuchtung zu lenken. Der Kunde kann sich so einfacher auch in alternative Möbel- und Wandfarben hineindenken und wird nicht von zu intensiven Farben abgelenkt. Zudem ist die Farbbewertung an nicht speziell kalibrierten Monitoren generell nicht zu empfehlen! Bei Bedarf werden aber auch reale Möbel- und Objektfarben hinzu gezogen, insbesondere, wenn diese die Helligkeitsverteilung stark beeinflussen können.

Helligkeitsverteilung & Berechnungen:

Für weitergehende Betrachtungen erlaubt die Lichtsimulation eine sehr genaue Berechnung und Visualisierung der zu erwartenden Helligkeiten im Raum. Sind alle Bereiche ausreichend hell beleuchtet? Setzen sich gezielt gesetzte Akzente ausreichend von der Grundbeleuchtung ab? Eine Darstellung z.B. in Isolinien oder mit Falschfarben zeigt die Lichtverteilung präzise und im Detail:

Auch einzelne Bereiche, wie z.B. eine Tischplatte, Arbeitsflächen, Treppenstufen usw. lassen sich genau betrachten und so feststellen, ob z.B. ein Schreibtisch oder eine Treppe ausreichend hell beleuchtet ist.

Für den Lichtplaner ist wichtig, hier alle relevanten Werte stets im Blick zu behalten und sich nicht allein auf die oben dargestellten 3D-Lichtvisualisierungen zu verlassen. Jeder Monitor (sofern nicht speziell kalibriert) zeigt die gerenderten Bilder etwas anders an. Helligkeiten und Lichtverteilungen können so trügerisch sein und einen falschen Eindruck vermitteln. Daher ist es unverzichtbar, dass der Lichtplaner die Visualisierungen mit Zahlenwerten (oder einer Falschfarbendarstellung) abgleicht.

4) Dokumentation

Nach Abschluss der Planung erhält der Kunde eine umfangreiche Dokumentation. Mit einer 3D-Lichtplanung entsteht ein mehrseitiges PDF-Dokument mit folgenden Angaben:

  • Beschreibung und technische Daten zu allen in der Planung verwendeten Leuchten
  • Beschreibung und Lokalisierung der Räume
  • Lagekoordinaten der eingesetzten Leuchten pro Raum
  • Ergebnisse der Simulation (Helligkeitsverteilung, Gleichmäßigkeit, Darstellung über Isolinien)
  • 3D-Visialisierungen der einzelnen Räume und Bereiche

Auszüge aus einer umfangreichen PDF-Dokumentation:

Die PDF-Dokumentation aus der Software-Simulation ist i.d.R. sehr umfangreich und kann durchaus überfordern. Für gewerbliche Objekte ist dieser Umfang auch erforderlich. Auf Wunsch erstellen wir für unsere Kunden eine übersichtliche Kurzfassung, so dass die Planung auf einen Blick erfasst werden kann.

Übersicht Lichtplanung in 2D

Die Übersicht enthält Verlinkungen zu den eingesetzten Leuchten, sowie die wichtigsten technischen Daten. Mit Hilfe der technischen Daten kann dann auch nach alternativen Leuchten, passend zum Einrichtungsstil, recherchiert werden. Große Anbieter haben hier entsprechende Filter in ihren Online-Shops, mit denen rasch eine passende Auswahl an alternativen Leuchten angezeigt werden kann. Bei Bedarf können wir entsprechende Bezugsquellen für Alternativen nennen.

5) Rückfragen (über Videocall)

Im Anschluss an die Übermittlung der Dokumentation ist ein Telefonat oder besser noch ein Videocall sehr sinnvoll, bei dem Lichtplaner und Auftraggeber am geteilten Bildschirm gemeinsam die Planung durchgehen und offene Fragen klären können. Hierbei ist es dann auch möglich, gemeinsam die 3D-Planung zu nutzen und live noch kleinere Änderungen oder Varianten zu testen.

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